Sobald der erste Schnee fällt oder die Temperaturen deutlich unter 0 °C sinken, stellt sich Sportvereinen und Betreibern von Kunstrasenplätzen die Frage: kann ich den Kunstrasen bei Schnee und Frost bespielen? Die Antwort lautet in den meisten Fällen Ja. Doch es gibt auch Ausnahmen, bei denen eine Sperrung des Platzes sinnvoll ist.
Die meisten Kunststoffrasensysteme vertragen Belastung bei Temperaturen von 0 °C bis -20 °C ohne Probleme. Um ganz sicher zu gehen, sollten Sie die Hinweise und Empfehlungen des jeweiligen Herstellers kennen und beachten. Dennoch sperren einige Betreiber Fußballplätze aus Kunstrasen auch im Winter aus gutem Grund - bei bestimmten Witterungsbedingungen oder Platzeigenschaften macht die Sperre bei Schnee und Frost durchaus Sinn.
Die Fakten: Kunstrasen ist frostsicher!
Sie können einen modernen Kunstrasen bei Frost bespielen. Die Kunststofffasern werden das überstehen. Dennoch sollte man auch die Herstellerhinweise beachten, welche besagen, dass man unnötige mechanische Belastung bei Frost vermeiden sollte. Das kann man nun auf die Pflege des Platzes oder aber auch auf den Spiel- und Trainingsbetrieb beziehen. Auch das Schneeräumen stellt eine Belastung und ein gewisses Risiko für Ihr Kunststoffrasensystem dar. Beim Schneeräumen kann man z.B. schnell die Bahnen verschieben und hat plötzlich keine gerade Linie mehr auf dem Platz. Theoretisch ist Frost aber kein Problem. Warum wird Kunstrasen dennoch häufig im Winter gesperrt?
Das Hauptproblem: Eisbildung nach Schneefall
Die Platzsperre betrifft den Kunststoffrasen im Winter dann, wenn Niederschläge die Oberfläche negativ beeinflussen. Wir sprechen hier von Eisregen oder Schnee. Liegt Schnee auf dem Kunstrasen, so wird dieser beim Bespielen zusammengepresst, in die Struktur des Kunstrasens hinein getreten und es kommt zu Eisbildung. Das Eis umschließt die Kunststofffasern, welche man dann beim Fußballspielen oder Training leicht aus der Kunstrasenmatte mit den Eisklumpen herausreißen könnte.
Zusätzlich zählen gesundheitliche Risiken für die Sportler zu den Argumenten für die Platzsperrung. Der gefrorene Sportbelag bietet den Sportlern keinen ausreichenden Schutz mehr bei Stürzen, denn er verliert u.a. seine guten Kraftabbauwerte.
Schnee kann man theoretisch abräumen
Um die Eisbildung nach Schneefall zu vermeiden, könnte man den Schnee vom Platz schieben. Theoretisch ja. In der Praxis lautet mein Rat: lassen Sie es sein.
Warum? Ganz einfach: wohin mit einer Schneedecke in 4-5 cm Höhe, die auf 7000 qm Fläche gefallen ist? Das sind dann nämlich schnell über 200 Kubikmeter Schnee und dazu kommt noch, dass Sie beim Abräumen wahrscheinlich teures Kunststoffgranulat (Infill-Material) vom Platz schieben und verlieren.
Abtauen mittels Streusalz kann schon aus ökologischen Gründen keine Alternative sein und im Amateurbereich gilt meiner Meinung nach das Gleiche für eine (Kunst-)-„Rasenheizung“.
Mit anstatt gegen die Natur
Das ist mein abschließender Rat und Wunsch. Wenn wir wie in der Bundesliga, unterstützt durch alle möglichen technischen Mittel, bei Wind und Wetter draußen Fußballspiele ermöglichen, richtet sich unser Verhalten gegen die natürlichen Bedingungen und damit gegen die Natur. Da wir Teil der Natur sind, agieren wir damit auch ein Stück weit gegen uns selbst. Meine Meinung lautet daher: bei Frost und Schnee sollte man draußen keinen Sport wie Fußball betreiben. Es sei denn, der Kälteeinbruch ist von sehr kurzer Dauer und es ist absehbar, dass sich eine Schneedecke innerhalb weniger Tage von selbst wieder erledigt hat und abtauen wird.
Ist länger Frost angekündigt, würde ich Kunstrasen bei Schneefall sperren. Egal welchen Sportbelag Sie haben, wenn er durchgefroren ist, hört der Spaß auf - und Sport sollte immer Spaß machen; nicht bloß reines Geschäft sein, wie man es oft im Profibereich erkennt.
Es ist technisch zwar möglich, bei -20 °C Bedingungen zu schaffen, unter denen Sie gut Fußball spielen können - aber ist sowas wirklich noch sinnvoll? Ist ein Spiel im Frühsommer oder Sommer nicht viel angenehmer für alle? Für die Spieler, Betreuer und auch die Zuschauer. Wenn alle Spaß haben und gern Ihr Sportgelände besuchen, ist das Spiel grundsätzlich ein Erfolg, ganz egal wie das Ergebnis nach 90 Minuten lautet.
Sportplätze werden bei Frost und Schnee gesperrt
So lautet das simple Fazit. Alles andere funktioniert nur mit entsprechenden Heizungen, Abtaumitteln oder indem man Schäden und Verletzungen in Kauf nimmt. Die bessere Alternative ist: die wenigen Wintertage einfach bewusst genießen, abwarten bis es wärmer wird und sich für den Spielbeginn mit anderen Aktivitäten fit halten. Nutzen Sie die Zeit doch z.B. gezielt für Ausdauer- und Krafteinheiten oder fördern den Teamgeist abseits vom Sportplatz durch spezielle Übungen und Workshops.